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Hintergrund: In den meisten Fällen sind die Modelle
des Zeichners unbewegt. Der Zeichner hat genug Gelegenheit
zur Beobachtung und ausreichend Zeit zum Formaufbau. Er hält
durch die Zeichnung quasi die Zeit an.
Der Zoo bietet vielfältige Gelegenheit Tiere vor Ort
zu studieren, aber unter der besonderen Bedingung der Bewegung.
Das ist eine Herausforderung, da man dem Beobachteten blitzschnell
hinterher zeichnen muss. Man sucht die Übereinstimmung,
besser die Gleichzeitigkeit von Schauen und Zeichnen. Das
Thema Bewegung impliziert auch den Zeitkontext, mit dem sich
Künstler schon lange beschäftigen. Lange waren Simultandarstellungen
stellvertretend für dieses Anliegen. Die Moderne, insbesondere
der Futurismus wagten sich, bedingt durch den technischen
Wandel im Zeitalter der Maschinen, verstärkt diesem Thema.
In vielen Skizzenbüchern der Künstler finden sich
jedoch durch alle Epochen und Stile Dokumente der Beschäftigung
mit dem Thema Bewegung. Durch Zeitdruck und permanente Veränderung
mussten die Gestalter immer wieder die neuen Eindrücke
überzeichnen. Es entstanden dynamische Linienknoten,
bis hin zu fast unlesbaren kalligraphischen Suchbildern, die
mitunter die reine Form in den Vordergrund stellten. Unschärfezonen
oder rhythmische Formwiederholungen sind auch kennzeichnend
für diese Lösungsansätze. Der Weg zur Abstraktion
wird hier fast automatisch bereitet.
Aufgabenstellung: Wir zeichnen im Zoo Halle, um die direkten
Eindrücke aufzunehmen - aber auch in den Atelierräumen,
um sich vom Gesehenen zu lösen. Es sollen verschiedene
Möglichkeiten zur spontanen Umsetzung gesucht werden
und eine individuelle Lösung dieses Form- und Gestaltungsproblems.
Einerseits sollen Arbeiten entstehen, die sich intensiv mit
dem Gesehenen vor Ort auseinandersetzen, andererseits sollen
individuell geprägte Lösungen angestrebt werden,
die aus einem freien Umgang mit dem Thema resultieren.
Literatur: Futurismus (Umberto Boccini, Giacomo Balla, Carlo
Carrà); Franz Marc, Francis Bacon, K.R.H. Sonderborg
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